Reliefs von Lufaac - eine europäische Odyssee



Edson LUFAAC, Maler und Holzschnitzkünstler, hat Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre eine Serie von „Portas“ – „Türen“ - „Reliefs“ -  geschaffen. Ihre „Odyssee“ haben wir versucht zu rekonstruieren – den aktuellen Stand unserer Recherchen lesen Sie hier, weitere Änderungen sind möglich!


   Im Jahr 1987 verschiffte er eine grössere Zahl von Brasilien nach Lissabon, mit den üblichen Schwierigkeiten bei der Zollabwicklung im Hafen von Santos, wodurch die Verschiffung fast 5 Monate dauerte. (Erst die Einschaltung „informeller“ Kontakte in der brasilianischen Armee löste den Knoten, wie er Ana Maria erzählte.)

   In Lissabon führte Lufaac zwei Ausstellungen durch, im „Amoreiras“ und im Hotel Alfa. Amoreiras war damals ein ultramodernes Shopping Center auf einem Hügel nicht weit vom Hafengebiet, wo auch wir viele Stunden verbrachten und noch mehr Escudos ausgaben ... Ana Maria und ich hatten uns im März 1987 in London kennengelernt, bei einem dienstlichen Termin, und im Juni 1987 besuchte ich zum ersten Mal Lissabon ... vielleicht fand ja zur selben Zeit die Ausstellung Lufaacs in Amoreiras statt?

   Dann kehrte Lufaac nach Brasilien zurück, die Reliefs blieben in Lissabon, und er arbeitete an weiteren Werken. In Brasilien suchte ihn nach einiger Zeit ein deutscher Händler auf, der von ihm Türen kaufen wollte. Lufaac, erfreut über diese Gelegenheit, überliess dem Händler die in Lissabon lagernden Türen in Kommission, verschiffte Anfang der 90er Jahre –um 1992-  weitere Portas nach Lissabon und blieb etwa ein Jahr mit dem Partner in Kontakt, bis dieser mit den Türen verschwand, sich zumindest nicht mehr meldete und nicht mehr zu erreichen war.

    Erst etwa 14 Jahre später fand Lufaac seine Portas wieder: der Sohn eines Freundes aus Deutschland war zum Studium nach München gegangen und hatte angeboten, zu versuchen, die Türen ausfindig zu machen – der Name des Händlers war ja bekannt. Nach zwei Monaten Recherche fand er die Adresse des Händlers, und wie durch ein Wunder konnten noch 19 Türen sichergestellt werden, bis auf eine einwandfrei im Bereich der Reliefs, aber „behandlungsbedürftig“ im umrahmenden Holz – einige mehr, andere weniger.

    Die Türen wurden etwa Mitte 2006 in einem Haus bei München untergebracht, das aber kurze Zeit später verkauft wurde, worauf der Freund die Türen zum Haus eines Bekannten eines anderen Freundes bringen liess. Die ebenfalls in Jundiai lebende Kuratorin Sandra Setti, eine Bekannte von Lufaac und befreundet mit Ana Maria, vermittelte den Kontakt zwischen beiden - Ana Maria hatte im September 2006 ihren Kunsthandel KaSA Kunst aus Sued-Amerika gegründet. Im April des selben Jahres waren wir von São Paulo nach Deutschland zurückgekehrt, wo wir drei Jahre lang gelebt hatten.

   Im September 2007 kam es dann zum ersten Telefonat zwischen Ana Maria und Lufaac. Mehr als ein Jahr danach erfolgte am 16. November 2008 die erste Präsentation dieser faszinierenden Stücke nach fast 16 Jahren, mehr als eineinhalb Jahrzehnten Odyssee in Europa für eine fachkundige Öffentlichkeit, im Rathaus von Eschweiler auf der von Max Krieger organisierten Art Open.

      Was macht die besondere Faszination dieser Exponate aus? Nun, die „Türen“, „Portas“, Reliefs in Wahrheit, die auch als Raumteiler oder Wandpanele verwendet werden können, sind aus massivem Mahagoni, einige aus Kirschholz. Heutzutage würde ein Export von Mahagoniholz aus Brasilien nicht mehr genehmigt werden. Jedes Werk mißt etwa 2,10 m Höhe x 0,90 m Breite x 5 cm Dicke und wiegt um 60 bis 80 Kilogramm! Alle Stücke sind detailreiche Schnitzwerke von höchster handwerklicher und künstlerischer Qualität, zusätzlich als Gemälde gestaltet, unter Verwendung von Tinta Automotiva – Autolacken, bei Erhaltung der Holzstruktur. Durchschnittlich zwei Monate hat der Künstler an jedem Werk gearbeitet, an einigen Werken bis zu drei Monate - insgesamt dauerte die Erschaffung der jetzt von KaSA übernommenen und präsentierten Türen etwa drei Jahre.

    Die am 16.November 2008 in Eschweiler präsentierten 7 Reliefs wurden von KaSA am 4.November 2008 übernommen und aus Bayern nach Niedersachsen geholt. Wegen der kurzen Vorlaufzeit wurden sie zwar oberflächlich gereinigt aber noch nicht  gründlich überholt – vielleicht erforderlich im die Reliefs umrahmenden Bereich. Allerdings fragt man sich bei der Betrachtung, nach dem ersten Erstaunen, ob die Werke einer grösseren Behandlung überhaupt bedürfen oder ob die „Patina“ (kleine Blessuren wie Kratzer) nicht besser bleiben sollte, um die Spuren der Odyssee nicht zu verwischen?


Man urteile selbst .... Ohne Zweifel ist das Betrachten eines „Lufaac-Reliefs“ ein Genuss und der Besitz ein besonderes Privileg!



© Copyright Christian Bosenick